Existenzsicherung durch finanzielle Emanzipation

Gruppe junger Frauen

Frauen und Geld — Existenzsicherung durch finanzielle Emanzipation

Existenzsicherung bedeutet, die eigene Existenz, unabhängig von der familiären Situation, selbstständig sichern zu können. Dabei spielen in der Lebenslaufperspektive die Höhe des Einkommens, der Umfang sowie die Kontinuität der Erwerbstätigkeit eine Rolle. 

Frauen verdienen in Deutschland für gleichwertige Arbeit weniger als Männer. Der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap) beträgt in Deutschland 18% (Statistisches Bundesamt, Stand März 2021) und ist größtenteils strukturbedingt erklärbar: Frauen arbeiten häufiger in Branchen und Berufen, in denen schlechter bezahlt wird, und gehen vermehrt Tätigkeiten nach, in denen sie seltener Führungspositionen erreichen (Segregation des Arbeitsmarktes). Zusätzlich übernehmen Frauen mehr unbezahlte Arbeit (Kinderbetreuung, Hausarbeit, Pflege von Angehörigen) und arbeiten daher häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs, oder unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit (häufiger und länger), und verdienen deshalb im Durchschnitt pro Stunde weniger.

Der Gender Pay Gap hat große Auswirkungen/Folgen auf die Existenzsicherung von Frauen. Sie verdienen weniger und es steht ihnen infolgedessen weniger Geld zur freien Verfügung. Gleichzeitig schlagen sich die Einkommensunterschiede von Frauen und Männern auch auf die Höhe der Rentenbezüge nieder. Frauen haben entsprechend ihres Einkommens einen geringeren Rentenanspruch als Männer. Sie verdienen weniger, zahlen folglich weniger in die Rentenversicherung ein und erhalten schlussendlich weniger Rente. In Deutschland beträgt die Rentenlücke, der sogenannte Gender Pension Gap, im Durchschnitt 49%. Das heißt, Frauen erhalten durchschnittlich 49% weniger Alterssicherungseinkommen als Männer.

Der Gender Pay Gap zeigt deutlich, dass bei der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern noch Handlungsbedarf besteht. Deutschland hat sich durch die Ratifizierung der UN- Frauenrechtskonvention im Jahre 1985 dazu verpflichtet, Benachteiligungen der Frau und deren Ursachen abzubauen und Hindernisse für die gleiche Teilhabe von Frauen in allen Lebensbereichen zu beseitigen. Dazu gehört vor allem die Beseitigung der Diskriminierungen der Frau im Berufsleben. 

Als Vertragsstaat muss Deutschland gewährleisten, dass Frauen auf Grundlage der Gleichberechtigung der Geschlechter gleiche Rechte zustehen. Insbesondere „das Recht auf gleiches Entgelt, einschließlich sonstiger Leistungen, und auf Gleichbehandlung bei gleichwertiger Arbeit sowie Gleichbehandlung bei der Bewertung der Arbeitsqualität […]“ (UN-Frauenrechtskonvention, Artikel 11). Der Verdienstunterschied und vor allem dessen vielschichtige Ursachen, die auf struktureller Diskriminierung fußen, müssen beseitigt werden. Dabei geht es nicht nur um die rechtliche Gleichstellung, sondern um die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter durch konkrete und effektive politische Richtlinien und Programme. Lösungsvorschläge bietet das Projekt Equal Pay Day.

Equal Pay Day

Seit 2008 wird der geschlechtsspezifische Entgeltunterschied in Deutschland symbolisch durch den Equal Pay Day markiert. Der Aktionstag macht auf den Gender Pay Gap aufmerksam und klärt über die Gründe für die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern auf. Bundesweit finden dazu jährlich Aktionen statt, die ein Bewusstsein für diese Problematik und deren gesamtgesellschaftliche Folgen schaffen. Ziel des Aktionstages ist es, den Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern abzuschaffen und faire Einkommen für Männer und Frauen in Deutschland zu etablieren. 

Mehr zum Equal Pay Day finden Sie hier:  www.equalpayday.de

Der Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern und die damit zusammenhängende Rentenlücke sind für die Gleichstellung von Mann und Frau besonders bedeutsam, da diese für viele Frauen finanzielle Abhängigkeit und Altersarmut zur Folge haben. Wenn es um die Gleichstellung von Mann und Frau geht, geht es also immer auch um Finanzen.  

Umso wichtiger ist es, dass Frauen ihre Existenz durch finanzielle Emanzipation sichern. Wesentliche Faktoren sind neben dem Abbau der strukturellen Diskriminierung der Frau als allgemeines gleichstellungspolitisches Ziel, der individuelle Vermögensaufbau und die Altersvorsorge der Einzelnen. 

So ergab eine Umfrage des Portals Weltsparen, in der mehr als 1000 Frauen gefragt wurden, welche Finanzratschläge sie ihrem jüngeren Ich geben würden, dass Frauen finanzielle Unabhängigkeit besonders wichtig ist. 

Der Online-Ratgeber „Mein Geld – meine Entscheidung – Finanztipps für Frauen“ setzt sich mit den Themen Vermögensaufbau und -Vorsorge auseinander und vermittelt erste wichtige Schritte für die finanzielle Unabhängigkeit der Frau. Er ist im Rahmen des Projektes „Gleichstellung sichtbar machen – CEDAW in Niedersachsen“ entstanden.

Finanzratschläge von Frauen für Frauen

Finanzratschläge von Frauen für Frauen